Brachwitz entdecken

Eine Entdeckungstour durch das Dorf.

¹ Die Fähre. ² Der Saaleweg. ³ Symphonie des Phorphyr. ⁴ Gedenk​orte. ⁵ Dorfkirche St. Michael. ⁶ Platz der Jugend.

Brachwitz ©openStreetMap
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Die Fähre

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Der Saaleweg

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Symphonie des Porphyrs mit Felsenbühne

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Siedlung Burgwall

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Im Gutshaus wurde 1876 Carl Wentzel geboren.

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Friedenseiche von 1872

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Kirchplatz

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Dorfkirche

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Platz der Jugend mit viel Platz für die Kinder zum Tummeln und für ein Familien-Picknick.

Die Fähre

Brachwitz begrüßt Wanderer zu Fuß oder per Fahrrad mit seiner Fähre. Der Saalewanderweg von Lettin nach Wettin (W2.2) überquert bei Brachwitz die ca. 85m breite Saale. Nicht nur für Kinder ist die Überfahrt auf der Gier-Fähre mit ihrem Rattern der Kette auf den Laufrollen und dem Blick auf den Ort ein Erlebnis.

Seit 1990 transportiert diese Fähre Fahrzeuge und Personen mit einer Gebühr sicher von einem Ufer zum anderen. Wann die ständige Fährverbindung über den Fluss begann, ist nicht überliefert. Sicher gab es seit der slawischen Besiedlung hier eine Bootsüberfahrt. Das Dorf besaß bereits 1820 eine Gierseil-Fähre.1929
wurde eine Ponton-Brücke errichtet, auf der die Pferdefuhrwerke das Kaolin IJ. nach Dölau und Salzmünde in die Schlämmerei brachten. 1945, wurde sie sinnlos gesprengt, 1946 beschaffte die Gemeinde eine eiserne motorbetriebene Gier-Fähre.

Wir betreten das Brachwitzer Ufer und sehen am kleinen Fährhaus die Markierungen zu den Wasserständen bei den Überschwemmungen des Ortes bis zuletzt im Jahr 2013. Für die Bewohner waren es denkwürdige Ereignisse, über die es viele Erzählungen gibt. Wanderer, die eine Pause einlegen wollen, können sich auf den Bänken am Fährhaus ausruhen oder sie finden auf der Uferwiese hinter dem Fährhaus einen schattigen Platz zum Picknick. Vielleicht begegnen sie einem Wasserwanderer, der sein Boot an einem der Bootsstege geparkt hat, um an der beliebten Brachwitzer Marina Station zu machen oder gar auf der Saalewiese zu campen.  Schon länger ist ein notwendiger Getränke-Automat am kleinen Fährhaus angedacht.

Rasten kann man auch auf der gegenüber liegenden Seite des Fährhauses, rechts der Straße, auf der Saalewiese und auf dem schattigen Fußweg direkt am Fluss. Auf diesem Wiesenweg lädt die eine und andere Bank mit erholsamen Blick auf die Wasserströmung zum Ausruhen ein. Er wird auch gern genutzt von Anglern und Hundebesitzern mit ihren Tieren. Wer keinen Pausen-Abstecher machen will, geht bzw. fährt von der Fähre direkt die Straße weiter und kann links die großblättrigen chinesischen Blauglockenbäume (Paulowniaceae) auf privatem Grundstück bewundern. Rechts steht eine Orientierungstafel über die Wanderwege in der Region „Radwandern – im nördlichen Landkreis Saalekreis“. Hier biegen wir rechts ab in den Saaleweg.

Der Saaleweg

Bald erreicht man rechterhand den kleinen und den großen Sportplatz. Auf den Wiesen der Sportplätze finden oft Dorffeste statt, wie 2022 das 725jährige Ortsjubiläum mit dem 100jährigen Bestehen der Brachwitzer Freiwilligen Feuerwehr. Auf dem kleinen Sportplatz freuen sich alljährlich die Kindergartenkinder auf die Darbietungen der Feuerwehr, die das Ferienprogramm mitgestalten. Die Kinder sind begeistert über die Feuerwehrspritze und das Wassern des Rettungsbootes in der Saale.

Auf der anderen Straßenseite, wo die Thomas-Müntzer-Straße einmündet, informiert eine lange grüne Tafel über den Flussverlauf der Saale: Die Quelle entspringt in der fränkischen Gemeinde Zell und mündet nach 413 km bei Barby in die Elbe. Als Bundeswasserstraße ist sie schiffbar, aber in unserer Region findet fast ausschließlich touristische Schifffahrt statt.

Auf der rechten Seite wird der Saaleweg gesäumt von alten Ulmen, Birken und den Saalewiesen; ab und zu gibt es eine Bank für müde Wanderer. Wo die befestigte Straße endet, kann man an einem der Bäume ein Gesicht entdecken, ein kleines Baum-Kunstobjekt. Hier geht der Wanderweg weiter in Flussnähe auf einem unbefestigten Sandweg in Richtung Franzigmark, vorbei an einem imposanten Steinbruch.

Wo die Asphaltstraße endet, lädt der Vorgarten des Cafe Saalekiez seit 2013 zum Verweilen ein. Durch die Beeinträchtigungen der Corona-Zeit ist diese urige Gaststätte leider oft geschlossen, aber gut besucht zu den Freiluft-Konzerten, die auf der anschließenden großen Felsenbühne stattfinden. Manche Hallenser Gäste kommen dann mit dem Boot über die Bootsanlegestelle zur Veranstaltung.

Wie eine Symphonie des Porphyrs

Von der Gaststätte aus gehen wir den Saaleweg zurück in das Dorf. Dieser Teil der Brachwitzer Alpen beginnt mit der Felsenbühne. Seine Felspartien sind wie der imposante Beginn einer Symphonie mit den Porphyr-Farben purpur, rotbraun, gelbgrau bis zum verwitterten schwarzbraun. Einige Schritte weiter gibt es sozusagen eine Besinnungspause auf einem kleinen Parkplatz mit einer Tafel der Brachwitzer Wanderwege und einer kleinen Bienenwiese mit einem Insekten-Hotel. Die Farben der weiteren steilen Felswände klingen zusammen mit dem Grün der Robinien, Brombeersträuchern und anderem Strauchwerk.
Weniger auffällig klingen die Porphyr-Mauern, die die Grundstücke begrenzen. DerFarbenklang wird stärker durch die lange Scheunenwand aus Porphyr-Steinen und demPorphyr-Pflaster der Straße, die von der Domäne aus zum Platz An-der Eiche führen. Den vollen Porphyr-Klang geben die Häuser, Mauern und Scheunenwände auf dem Dorfplatz, dann entlang der Kurzen Straße, der Fährstraße und klingt An-der-Feldscheune aus. Man kann nur staunen über das Farbspiel dieser Brachwitzer Natursteine.

Gedenkorte

Die Domäne ist ein besonderer Ort. Im Gutshaus wurde 1876 Carl Wentzel geboren. Der Landwirt und Agrar-Industrielle hatte sich als Gegner des Nationalsozialismus der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis angeschlossen. 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Neben der Eingangspforte der Domäne ist eine Gedenktafel angebracht. Heute ist in der Domäne die KITA Saalepiraten gut untergebracht. In einigen Räumen finden Gemeindeveranstaltungen und die Sprechstunden des Ortsbürgermeisters n.V. statt.

Wer gut zu Fuß ist, kann den Abstecher von der Domäne aus die steile Straße bergauf zur Siedlung Burgwall gehen und einen weiten Blick in die Landschaft erleben. Der Name erinnert an die slawische Burg aus dem 9./10. Jahrhundert auf dem Felsen an der Saale, als sie Grenzfluss war.

Einen weiteren Gedenkort ist der Dorfplatz mit der Friedenseiche von 1872 und einem Sandsteinblock für die „Gebliebenen zum Gedächtnis 1870/71″. Bemerkenswert ist das Fehlen von Symbolen von Sieg und Heldenverehrung. Eine kleine Bodentafel verweist außerdem auf einen alten Bauernstein. Raststätte für Wanderer ist oft der Schatten der Eiche, aber auch die die beliebte Pizzeria gegenüber oder am Ende der Kurzen Straße das (blaue) Cafe Scheune, das allerdings nur am Wochenende geöffnet hat.

An dem ehemaligen Schulhaus in der Fährstraße zeigt ein Wegweiser an, dass es rechts abbiegend zum Kirchplatz geht. Wir betreten den Kirchhof, ein weiterer Gedenkort. Zwei Barock-Grabsteine erinnern an den einstigen Friedhof. Wo das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges mit seinen militärischen Symbolen stand und verwitterte, wurde 2015 ein Friedensmahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege errichtet. Die Namen der Opfer stehen auf einer Gedenktafel im Vorraum der Kirche. Am Volkstrauertag im November gedenken die Brachwitzer in einer Andacht der Opfer von Krieg und Gewalt.

Die Dorfkirche St. Michael

Wir gehen durch das gotische Spitzbogen-Portal in die Kirche, die an den Wochenenden von April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr offen ist. Am rechten Pfosten der Turmpforte ist die Ritzzeichnung eines Zimmermanns mit der Jahreszahl 1653 zu sehen. Es ist Zeit der Kirchenrenovierung nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und der barocken Innenausgestaltung zur evangelischen Predigtkirche.

Im Vorraum begrüßen uns Informationsblätter und das Gästebuch der Gemeinde: Mit dem Kirchenführer-Flyer erkunden wir den hellen Kirchenraum und seine Geschichte. Der Blick fällt auf den spätbarocken Altaraufsatz mit seinen gewundenen Säulen und dem Kreuzigungsbild. Darüber leuchtet das farbige Glas der Vorhangbogenfenster aus der Renaissance. Der kelchförmige Taufstein stammt aus derselben Zeit. Die 2018 geschaffene Figur des St. Michael gab der Kirche den Namen.

Bemerkenswert ist, dass sowohl lutherische als auch reformierte Wappen, seit der Renovierung 1931, an der Brüstung der Orgelempore zusammen zu sehen sind; beide Bekenntnisse sind in der Landeskirche vereint. Die Wäldner-Orgel, nach ihrem Bestand von 1874 öfters überholt, begleitet den Gesang der Kirchengemeinde, die 14tägig zum Gottesdienst zusammenkommt.

Wir verabschieden uns und gehen am Pfarrhaus entlang zum Platz der Jugend. Der massive Querturm der Kirche ist noch länger zu sehen.

Am Platz der Jugend

Eigentlich müsste er der Platz der Familien heißen. Denn die Turngeräte und Freizeitangebote der großen Wiese am Brachwitzer Bach lädt Familien und Senioren gleichermaßen ein. Die schattige Wiese gibt viel Platz für die Kinder zum Tummeln und für ein Familien-Picknick.

Zurück über die kleine Holzbrücke stehen wir am Trafohaus, das für den Artenschutz hergerichtet wurde. Manchmal sind hier seltene Vögel zu beobachten. Daneben befindet sich die Bushaltestelle, denn hier kreuzen die Straßen in verschiedene Richtungen des Saalekreises und nach Halle. Die Fährstraße mündet in die Morlstraße, die vorbei an der Kaolingrube über die L50 nach Morl führt. Zurück zum Platz der Jugend geht diese Landstraße als Gimritzer Straße L62 weiter, hügelan gibt es die Abzweigung nach Frredrichsschwerz, das als Ortsteil zu Brachwitz gehört. Unmittelbar vom Platz der Jugend geht die Straße An-der-Feldscheune ab, an dessen Ende eine Wiese mit kleinen Erdhügeln zu sehen ist, die die Gemeinde als Hinweis auf die ansehnlichen Porphyrkuppen im Landschaftsschutzgebie (an der Morlstraße eingerichtet hat. Hier biegen wir in die Thomas-Müntzer-Straße ein, in den Radwanderweg R3.1 Richtung Wettin, vorbei an der Feuerwehr und an der neuen Saaleaue-Siedlung.

Wir verlassen Brachwitz und erfreuen uns weiterhin an dem Naturpark Unteres Saaletal.

Mikrokulturfonds-Projek