Im Oktober startet NAcHBaR – die NAHversorgungsstudie BRachwitz
Die aktuellen Ergebnisse im Rahmen der Erarbeitung des Integrierten gemeindlichen Entwicklungskonzeptes (IGEK) durch die Stadt Wettin-Löbejün zeigen auch für unsere Ortschaft Brachwitz auf, dass die Menschen zunehmend funktionierende Nahversorgungsstrukturen vermissen. So mussten in den letzten Jahren die lokalen Geschäfte im Ort geschlossen werden und der öffentliche Nahverkehr verschlechterte sich zunehmend. Dies hat vor allem sei-ne Ursache darin, dass Geschäfte nicht mehr wirtschaftlich und auch Busverbindungen aufgrund der zurückgehenden Nachfrage nicht mehr auskömmlich zu betreiben sind. Deshalb nutzen viele Einwohnerinnen und Einwohner in unserem Dorf das eigene Auto oder bilden Fahrgemeinschaften, um einkaufen zu gehen oder zum Arzt oder einfach nach Halle zu kommen.
Wenn der Konsum, der Bäcker, der Fleischer schließen muss oder die Bank nicht mehr vor Ort ist
Dennoch wirken sich die in der Vergangenheit entstandenen Lücken in der Nahversorgung negativ auf die Lebensqualität in unserem Dorf aus. Zum einem sind vor allem Kinder und Jugendliche aber auch ältere immobile Menschen in ihrem Bewegungsradius aufgrund der fehlenden bzw. stark reduzierten Busverbindungen benachteiligt, zum anderen fehlen aber auch generell Orte, die neben Dienstleistungen auch andere Versorgungsstrukturen anbieten. Betroffen sind hier zum Beispiel auch Wasser- oder Radwanderer, die unser Dorf besuchen oder auf der Durchreise sind, aber auch viele Einwohnerinnen und Einwohner, die Möglichkeiten eines Dorfgemeinschaftslebens/ Orte der Begegnung vermissen.
Eine Studie fragt nach dem „Was fehlt uns noch in unserem Dorf, außer ein vernünftig fahrender Bus oder Einkaufsmöglichkeiten?“
Dort wo wirtschaftliche Anreize fehlen oder kommunale Haushaltskassen klamm sind, braucht es andere innovative Lösungen der Dorfgemeinsaft selbst und ehrenamtliches Engagement. Der Verein Brachwitzer Alpen e.V. hat daher im letzten Jahr eine Idee entwickelt, die Nahversorgung in Brachwitz und Friedrichsschwerz auf neuartige Weise zu verbessern und mit der Dorfgemeinschaft Ideen zu entfalten, welche passgenau auf die Bedürfnisse bei uns zugeschnitten sind. In einem ersten Schritt soll neben der offensichtlichen Nahversorgungslücke und zunehmenden Immobilität besonders benachteiligter Bevölkerungsgruppen (Kinder, Jugendliche, ältere Menschen) mit dem Projekt erhoben werden, welche Ansätze zur Verbesserung der Nahversorgung in Brachwitz innovativ kombiniert, auf neuartige Weise mit anderen Dienstleistungen oder Themen (z.B. Digitalisierung, bürgerschaftliches Engagement) verknüpft oder auch in bestehende Versorgungsstrukturen integriert werden können.
Unterstützt wird das Projekt von der LEADER-AG „Unteres Saaletal und Petersberg“ und der Hochschule Harz
Mit Unterstützung der Hochschule Harz sollen in einer Machbarkeitsstudie konkrete Bedarfe der Brachwitzer Bevölkerung ermittelt und die Erfolgsaussichten infrastruktureller Maß-nahmen (z. B. in Form eines Dorfladens, eines sozialen Treffpunkts oder alternativer oder ergänzender Dienstleistungen und Angebote) untersucht werden.
Unser kleiner Verein kann so eine Studie natürlich nicht 100%ig allein finanzieren. Erfreulicherweise ist es uns gelungen, eine Ko-Finanzierung aus europäischen Fördermitteln – eine so genannte LEADER-Förderung – zu erreichen. Dazu wurde von den Vereinsmitgliedern zusammen mit weiteren interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern aus Brachwitz und Friedrichsschwerz eine Arbeitsgruppe gebildet, die das zunächst als Idee zu einem Projekt weiterentwickelt hat. Sowohl Ortschaftsrat als auch die Bürgermeisterin der Stadt wurden mit Projektauftakt eingebunden und zum Mitwirken, Ideen sammeln und Meinungsaustausch aufgefordert. Von November 2019 bis zum März 2020 wurde in mehreren Arbeitsgruppensitzungen der Projektantrag vorbereitet und eine Ausschreibung durchgeführt, um einen Partner zu finden, der viel Erfahrung und eine hohe Expertise im Bereich der Entwicklung von Nahversorgungsstrukturen im ländlichen Raum mitbringt. Ende Juli bekam der Brachwitzer Alpen e.V., dann den langersehnten Fördermittelbescheid, sodass ein großer Teil der Kosten für die Studie gesichert ist. Die Eigenmittel werden durch den Verein zur Verfügung gestellt.
Nun sind Sie gefragt!
Nach derzeitiger Planung werden die Vorarbeiten zum Projektstart bis Ende Oktober abgeschlossen sein und wir können noch in diesem Jahr mit Ihnen als Einwohnerinnen und Einwohner aus Brachwitz und Friedrichsschwerz darüber ins Gespräch kommen, was wir hier bei uns benötigen, um die Lebensqualität langfristig zu verbessern und auch wirtschaftlich auf stabile Beine zu stellen. Wir laden Sie herzlich ein, beteiligen Sie sich an dieser Studie, denn nur so wissen wir, was zukünftig tatsächlich das Richtige für Brachwitz und Friedrichsschwerz ist.
Natürlich werden wir Sie in den nächsten Amtsblättern weiter über den Fortgang des Projektes informieren.